Es ist in der Familie allgemein bekannt: unser Vorfahre war ein französischer Offizier zu Zeiten des dreißigjährigen Krieges.
Leider ist das nur mündlich überliefert worden. Aber vergleicht man die vorhandenen Daten, ist unser Ahnherr in der Zeit um 1610 geboren und der Urgroßvater von unserem Dittrich Seinige, der 1739 in Lößnitz Schlossermeister und Bürger war.
Wieso bleibt ein französischer Offizier hier im Erzgebirge? War die Liebe so groß oder hat es doch eher mit den Hugenottenverfolgungen zu tun? Ein Offizier hatte doch sicher in seiner Heimat etwas zu bieten. Warum hat er seine große Liebe nicht mitgenommen?

Wie dem auch sei, Fakt ist, dass seit 1739 in Lößnitz eine Schlosserei Seinige angesiedelt war.

Dittrich kam aus Lauter zusammen mit seiner Frau Maria Judith geborene Rehm. Sein Sohn Carl Friedrich trat in die Fußstapfen seines Vaters. Er hat uns den Schlußstein über dem Hintereingang der alten Werkstatt hinterlassen : CFS 1798. Er hatte zusammen mit seiner Frau Maria Margaretha (geb. Berthold aus Saalfeld) zwei Söhne und eine Tochter.

Natürlich war es wieder einer der Söhne, der Schlossermeister und Bürger in Lößnitz wurde: Carl Dietrich – geboren 1773 und seine Ehefrau Johanna Christina geborene Schreyer hatten zwei Söhne und fünf Töchter. Sohn Carl Heinrich Seinige wurde 1799 geboren. Er heiratete 1824 seine Ehefrau Christine Regine geborene Weigel und hinterließ 7 Söhne und 4 Töchter.

Jetzt kommen wir schon in die modernere Zeit: Christian August Seinige, der 1825 geboren wurde, gründete 1854 eine der ersten Manufakturen in Lößnitz: eine Fahrradfabrik mit Dampfbetrieb. Seine Frau Ernestine Wilhelmine geborene Ullmann holte er sich aus Bernsbach nach Lößnitz. Sie haben zusammen zwei Söhne und eine Tochter.

Oskar Emil Seinige kam 1856 auf die Welt und wie kann es anders sein: er wurde Schlossermeister und Bürger. Er heiratete 1881 Selma Amalie geborene Jungnickel und hatte mit ihr einen Sohn und eine Tochter. Sohn Kurt Oskar wurde 1882 geboren und ging bei seinem Vater in die Lehre um auch Schlossermeister zu werden. Er war damals auch auf der Walz und arbeitete unter anderem in der Hof-Kunstschlosserei Paul Marcus in Berlin.
Als er 1911 seine Hedwig geborene Reimann heiratete ahnte er noch nicht, dass er bald in den fürchterlichen Krieg ziehen würde.
Glücklicherweise kam er 1918 wieder heim, wenn auch „ziemlich verlaust“, so wurde es von meiner Oma Hedwig überliefert.

1925 wurde Sohn Werner geboren. Sein Ziel war es, in Mittweida Maschinenbau zu studieren. Er war ein halbes Semester da und da musste er in den nächsten schrecklichen Krieg ziehen. Er war als Bordmechaniker bei der Luftwaffe und hat so manches Elend sehen müssen. Nach dem Krieg wurde er Maschinenbauermeister.
1947 heiratete er seine Edith Leonie geborene Schüppel.

Dann kam ich ins Spiel: „Oh Gott, ein Mädel – naja, e Schwiegersohn ist ah ganz schieh“... so meinte mein Vater am 12.08.1956 zu meiner Geburt. Er konnte nicht ahnen, wie recht er haben würde. Die Zeiten in der ehemaligen DDR hatten es für Handwerker in sich.
Ich muss meinen Vater bewundern, dass er den Verlockungen zur Wismut zu gehen, immer widerstanden hat. Wir wären nicht da, wo wir heute sind.

Als ich 1976 meinen Mann Frank Schöberl geheiratet habe, war nicht abzusehen, dass wir einen Familienbetrieb erhalten werden. Ich war als Angestellte in der damaligen Schuhfabrik und Frank war da Elektriker. Nach seinem Wehrdienst als Spatensoldat merkte er, wie er benachteiligt wurde.Er nahm es auf sich, nochmal umzuschulen und seinen Meister abzulegen – den Schlossermeister in der Schlosserei Seinige. Nachdem mein Vater Werner 1988 erkrankte, führte Frank die Geschäfte. Im Januar 1989 übernahm der das Handwerk als Inhaber.

Unser Sohn Christian hat bei uns eine dreieinhalbjährige Lehre als Metallbauer abgelegt. Am 10.5.2014 heiratete er seine Frau Tabea Heidi Heinze. Am 19.Juli 2014 hat er seine Meisterprüfung bestanden. Endlich wieder „ e Gung“.

Am 16.04.2023 ist Frank Schöberl nach einer langen Krebserkrankung verstorben.

Den Betrieb führt seit dem Christian Schöberl in 10. Generation fort.

Wir danken unseren Kunden, der Familie – in Gedenken an meinen Ehemann Frank, unserer Mama Edith und Vater Werner, allen Geschäftspartnern und ganz besonders unseren Freunden. Barbara Schöberl geb. Seinige